Weinraute, Ruta Graveolens

Gepostet am Jul 11, 2013


Tief sitzende Lebensangst und die Begegnung mit der Weinraute, Ruta Graveolens

Angst ist eine der Hauptemotionen der menschlichen Rasse. Nichts lässt uns mehr unser Getrenntsein vom Ganzen spüren, als Angst. Angst killt als Einziges Liebe. Zu lange dieser Emotion ausgesetzt und wir gleiten tief ab in das mentale Reich der Schatten. Selbstverständlich handelt es sich auch hier um eine Illusion. Wir sind nicht getrennt vom Leben, wir sind nicht allein, wir sind nicht zum Leiden verdammt. Die Weinraute hilft uns, diese Illusion zu zerstreuen.
weinraute

Aus der Sicht der TCM ist Angst die emotionale Energie eines maroden Funktionskreises Niere/Blase. Ist die Niere energetisch schwach, verwandelt sich kräftiger Lebenswille allmählich in leidvolles Angsterleben. Das sieht man besonders gut bei alten Menschen, deren Nierenenergie schwächer und schwächer wird. Alte Menschen müssen sich mit dem Thema Angst wesentlich intensiver auseinandersetzen, als junge. Aber es ist nicht nur das Alter, das die Nieren schwächt. Jegliche Form psychischer oder körperlicher Schock- und Traumaerlebnisse dämpfen die Nierenkraft. Ich habe darüber in meinen Ausführungen zum Burnout und anderen Erschöpfungssymptomen bereits berichtet.

Die TCM-Wirkungen der Weinraute:

  1. Beruhigt das Leber-Yang
  2. Beruhigt den Geist im Herzen
  3. Tonisiert und bewegt das Nieren-Qi und beruhigt somit Nieren-Angst
  4. Reguliert das Milz-Qi, wandelt Schleim und Nässe um
  5. Reguliert den Uterus

Die Punkte 1 – 3 sind diejenigen, die uns bei dieser Abhandlung interessieren. Daß Ruta jedoch auch in der Gynäkologie eine wichtige Bedeutung hat, wird an anderer Stelle besprochen.
Ruta ist also auch Botschaftskraut für Herz, Leber, Niere, Milz und Uterus. Die Betonung von Herz und Niere ist eine ganz Wichtige in der TCM. Sie beschreibt die sogenannte Shao Yin-Achse, also die energetische Verbindung von Herz und Nieren, beziehungsweise das Wechselspiel von Feuer und Wasser. Im Normalfall sieht das harmonische Wechselspiel der Elemente so aus: Ist das Feuer im Herzen zu stark, wird es vom aufsteigenden Nierenwasser gekühlt ( wie beim Auto: Motor und Kühlwasser ). Und umgekehrt: gibt es zu viel Feuchte im Bereich Niere/Blase, kann diese durch Herzenswärme verdampft werden. Aber unsere Yin/Yang – Balance ist äußerst fragil. Und um das Yin/Yang Gleichgewicht wieder herzustellen, braucht man Hilfe, die in diesem Fall durch Ruta bewerkstelligt wird.

Die Energetik von Ruta: die Weinraute ist von variabler TEMPERATUR, das heißt, sie kann sowohl für warme, als auch kühle Disharmonien verwendet werden. Vom GESCHMACK ist sie hauptsächlich bitter und aromatisch. Bitter heißt nach unten, Hitze ausleiten, beruhigen. Aromatisch heißt – wie in der buddhistischen Medizin- bewegen. Somit kann man auch die herzberuhigende, leberyangsenkende und nierenqibewegende Wirkung dieser Pflanze verstehen.
Aber es gibt noch eine wichtige Eigenheit der Weinraute. Sie ist ein Teamworker! Das heißt, daß sie ihre Wirkung erst so richtig in Kombination mit anderen Pflanzen entfaltet. Auch deshalb erfährt Ruta in der Kräutermedizin so vielfältige Anwendung. Beispiele hierfür wären Weinraute und Herzgespann ( Leonurus cardiaca ) bei Herzklopfen und Ängstlichkeit oder auch Weinraute und Wachholder bei dem bekannten TCM-Symptom „Trüber Schleim blockiert den Kopf“, bei dem beide Drogen eine Umwandlung von Schleim-Nässe bewirken und somit sowohl Geistesträgheit als auch psychische Abstumpfung behandeln.

Ruta ist im Mittelmeerraum heimisch und fühlt sich auch bei uns in Österreich sehr wohl. Man findet sie in Parks als auch in Klostergärten. Sie bildet z.B. hübsche, niedrige Hecken, mit denen man Kräuterbeete gut umfassen kann. Der notwendige Schnitt landet dann auch in der Salatschüssel.
Apropos Klostergärten! Warum wohl? Weil die Mönche vom sexualtriebsenkenden Effekt von Ruta Bescheid wussten ( außer Herr Krenn, der wahrscheinlich von Ruta keine Ahnung hatte…) . Weinraute und Mönchspfeffer in Schnaps eingelegt haben die armen Mönche in den Klöstern cool gehalten und sie somit bei ihren meditativen Praktiken unterstützt. Vielleicht könnte diese Kombination helfen, das leidige Symptom „nur Sex im Kopf“ zu lindern und somit Perversion und Pornographie in unserer Gesellschaft einzudämmen. Das Nieren-und das Herz-Qi würden sich freuen!